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   TELE-Artikel (27. 04. 01) Von Reto Widmer

Immer mehr virtuelle Universitäten in der Schweiz ermöglichen effizientes und angenehmes Lernen. TELE warf einen Blick hinter die Kulissen.


Überfüllte Hörsäle, langweiliger Frontalunterricht, monotones Büffeln wer schon mal an einer Universität eingeschrieben war, kennt die Motivationshemmer für den erfolgreichen Abschluss eines Studiums. Neue Ansätze für ein effizienteres Lernen und eine Entlastung der überfüllten Universitäten erhofft sich der Bund durch die Möglichkeiten, über das Internet Lehrgänge zu besuchen. Das Programm „Virtueller Campus Schweiz“ wurde im letzten Sommer gestartet. Für die Entwicklung von Projekten hat der Bund rund 25 Millionen Franken zur Verfügung gestellt.

Warten auf den grossen Wurf

Ein Blick auf 3 von 27 in der ersten Serie bewilligten Projekte zeigt die grosse Bandbreite. Das „Latinum Electronicum“ will Anfängern den Einstieg in die lateinische Sprache erleichtern, „Corporate Finance“ will Applikationen anbieten, um virtuelle Module in der Finanzpolitik zu erarbeiten und die „Art history 1300-2000“ setzt sich das ambitiöse Ziel, einen Übersichtskurs zur Kunstgeschichte von der Renaissance bis in die heutige Zeit für Studierende auf dem Internet verfügbar zu machen.

Allen Projekten ist eines gemeinsam: Sie sind in der Entwicklungsphase. Gudrun Bachmann, Projektleiterin neue Lerntechnologien im Ressort Lehre des Universität Basel: „Wir warten auf den grossen Wurf“. Welche Voraussetzungen muss ein erfolgreiches Projekt mitbringen? „Einfach Kursmaterialien auf dem Internet zum Herunterladenanzubieten das kann nicht der richtigeWeg sein.“ ist Bachmann überzeugt. „Gutes e-Learning benötigt eine didaktische Konzeption, ein Drehbuch.“ Wie ein gutes Konzept aussehen könnte, zeigt „Nano World“, eines der am weitest fortgeschrittenen Projekte des „Virtuellen Campus Schweiz“.

Iris Schmid sitzt in einem Labor des Instituts für Physik der Universität Basel und hantiert an einem der unzähligen Schalter. Die Studentin kennt die verschiedenen Apparaturen im Hintergrund in- und auswendig. Sie arbeitet seit längerer Zeit an ihrem Projekt für die Diplomarbeit, das daraus besteht, Oberflächen mit einem speziellen Mikroskop zu analysieren. Bei der Oberfläche handelt es sich um die Probe eines Festplattenherstellers. Er lässt seine Materialien testen, um so in Kürze noch gigantischere Speicherriesen, auch für den PC des Heimanwenders, auf den Markt zu bringen. Iris Schmid arbeitet im sogenannten Nano-Bereich und dringt so in den Bereich einzelner Atome und Moleküle vor, in den millionsten Teil eines Millimeters. Dies geschieht mit Hilfe von speziellen Mikroskopen. Die Kosten dieser Spezialapparate können in die Millionen gehen. Und da die Geräte zudem sehr sensibel sind, ist es unmöglich, allen Studenten zu Übungszwecken den Zugang zu einem Mikroskop zu ermöglichen.

Mikroskope für alle

Diese Ungerechtigkeit will das Projekt „Nano World“ beheben. Die beiden Projektkoordinatoren Dr. Tibor Gyalog und Dr. Martin Guggisberg erklären die Idee: „Wir wollen für die Studierenden im Bereich Nanophysik eine virtuelle Laborumgebung schaffen.“ Wie diese aussieht, konnte Tele vor Ort erkunden. Auf einem Tisch im Büro der beiden Projektleiter steht die Enwicklungsanordnung: Ein Rastermikroskop der neusten Generation, so teuer wie ein Mittelklassewagen und in der Grösse eines tragbaren CD-Spielers. Mit der Anordnung versuchen die Entwickler, ihr Programm möglichst realistisch die Handhabung des Spezialmikroskops am Bildschirm simulieren zu lassen. Ähnlich eines Flugsimulators ist es so möglich, dass alle Studierenden die Manipulationen am Mikroskop üben. Dabei dürfen auch bewusst Fehler gemacht werden die teure Apparatur kann dank der Simulation keinen Schaden nehmen.

Gyalog und Guggisberg wollen ihr Projekt weiterentwickeln. In Zukunft soll es möglich sein, dass Studenten gemeinsam lernen, sich dabei aber an verschiedenen Orten aufhalten. So können auch Studierende anderer Universitäten vom Know-How profitieren, das die Uni Basel im Bereich Nanotechnologie vorweisen kann. Martin Guggisberg skizziert folgendes Szenario: „Studenten an verschiedenen Orten klopfen über das Internet bei einem der virtuellen Labor an. Zusammen mit den bereits im Labor anwesenden Forschenden lösen sie gemeinsam eine Aufgabe. In jedem Labor steht ein Tutor den Studenten mit Tipps und Tricks zur Seite.“


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